Brustkrebs: Immunzellen verhindern Metastasen
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Mainzer Wissenschaftler identifizieren die prognostische Bedeutung des Immunsystems bei Brusttumoren

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 57.000 Frauen an Brustkrebs. Früherkennungsprogramme und bessere Behandlungsmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahren die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit tödlich ausgeht, auf rund 30 Prozent gesenkt. Besonders gut sind die Heilungschancen, wenn der Tumor noch keine angrenzenden Lymphknoten befallen hat. Da sich Brustkrebs jedoch rasch im Körper ausbreiten kann, tauchen bei einigen dieser Patientinnen nach einer Operation trotzdem Metastasen auf.

Mediziner haben deshalb Kriterien aufgestellt, um besser abschätzen zu können, welche dieser Patientinnen Gefahr laufen, Metastasen zu entwickeln. Neben klassischen Kriterien wie Tumorgröße und Anzahl der befallenen Lymphknoten spielen dabei molekulare Faktoren eine immer wichtigere Rolle. Patientinnen zum Beispiel, deren Tumorzellen sich schnell teilen und wenige Östrogenrezeptoren aufweisen, haben normalerweise eine schlechte Prognose.

Krebsforschern um Marcus Schmidt von der Universität Mainz ist es nun gelungen, einen weiteren Faktor zu identifizieren, der eine verlässlichere Prognose bei Brustkrebspatientinnen erlaubt: Die Wahrscheinlichkeit, von Metastasen befallen zu werden, verringert sich, wenn im Tumorgewebe vermehrt Immunzellen vorhanden sind.

Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler mit Hilfe der Genexpressions-Analyse, durch die eine Vielzahl von Genen im Hinblick auf ihre Aktivität im Tumorgewebe identifiziert und charakterisiert werden kann. Im Tumorgewebe von 200 Brustkrebspatientinnen ohne Metastasen in den Achsellymphknoten untersuchten die Forscher die Aktivität von fast 2.600 Genen. Diese waren auf einem Chip so angeordnet, dass sie Cluster bildeten, die unterschiedliche biologische Prozesse repräsentierten.

Dabei stießen sie auf eine Gruppe von Genen, die imstande war, die bisher unverständlich gute Prognose bei einer bestimmten Gruppe sich schnell teilender Tumoren zu erklären. Diese Gene konnten vor allem Zellen des Immunsystems – B-Zellen und T-Zellen – zugeordnet werden. Waren vermehrt solche Immunzell-Transkripte vorhanden, war auch die Prognose besser. Die Forscher vermuten, dass die Immunzellen in das Tumorgewebe eindringen und dort Krebszellen bekämpfen.

Zur Absicherung und Bestätigung ihrer Ergebnisse analysierten die Mainzer Wissenschaftler zusätzlich zwei bereits von anderen Arbeitsgruppen veröffentlichte Studien mit Genexpressionsdaten von 588 weiteren Brustkrebspatientinnen ohne Befall der Achsellymphknoten – beide mit dem gleichen Ergebnis wie bei der Mainzer Patientengruppe. Somit konnten sie den Status des Immunsystems als weiteren Faktor bei der Prognose von Brustkrebs bestätigen.
Diese Befunde ermöglichen nicht nur eine verbesserte Charakterisierung und prognostische Abschätzung bei Patientinnen mit nodal-negativen Brusttumoren (also Patientinnen, deren Lymphknoten in den Achselhöhlen noch nicht von Tumorzellen befallen sind). Zusätzlich stützt der beobachtete schützende Einfluss von Immunzellen, die im Tumor bereits natürlich vorkommen, auch die Entwicklung von Impfstrategien, um die Rolle des Immunsystems bei Brustkrebs auch therapeutisch zu nutzen.

Originalpublikation:
M. Schmidt et al., Coordinates in the Universe of Node-Negative Breast Cancer Revisited, Cancer Research, 69:7, 2695-2698, 24. März 2009,
doi:10.1158/0008-5472.CAN-08-4013