GLOSSAR

Hippokampus 

Wer kennt das nicht: Auf einer Party werden uns die anderen Gäste vorgestellt, doch im Gedächtnis bleiben uns nur zwei oder drei Namen - der Rest ist für unser Gehirn "Schall und Rauch". Die Region in unserem Gehirn, die über Erinnern und Vergessen entscheidet, heißt Hippokampus (griech.: hippocampus = Seepferdchen), weil die Form an ein Seepferdchen erinnert. Manche Wissenschaftler vergleichen den Hippokampus mit dem Aufnahme-Knopf einer Videokamera. Der Hippokampus speichert für kurze Zeit alle neuen Sinneseindrücke. Die meisten Eindrücke werden wieder gelöscht, aber einige Augenblicke, in denen wir Freude, Triumpf, Trauer oder Gefahr empfinden, bleiben uns erhalten, denn wenn der Hippocampus besonders intensive Gefühle wahrnimmt, dann schaltet er auf "Aufname" und die ensprechenden Informationen und Eindrücke werden ins Langzeit-Gedächtnis übernommen. Deshalb können wir uns an eine besonders aufwühlende Szene eines Filmes gut erinnern. Auch Details von besonderen Ereignissen, bleiben im Gedächnis haften, auch wenn sie weit in der Vergangenheit liegen: Der Hochzeitstag, die Geburt des Kindes, der Tod des Vaters. Auf der anderen Seite können wir uns häufig nicht daran erinnern, wo wir den Autoschlüssel gestern hingelegt haben.   Bei Menschen, bei denen der Hippokampus beschädigt ist, funktioniert das Gedächtnis nicht mehr. Sie leben in der Vergangenheit. In den späten fünfziger Jahren entfernten Chirurgen bei einem 20-jährigen Patienten Teile des Hippokampus, um seine schwere Epilepsie zu behandeln, die sie durch Medikamente nicht in den Griff bekamen. Seit dieser Operation konnte der Mann keine neuen Erinnerungen mehr speichern. Der Patient konnte sich nicht mehr an Menschen erinnern, denen er seither begegnet war, und glaubte, noch immer 20 Jahre alt zu sein. Als man ihm in den siebziger Jahren Bilder von Menschen auf dem Mond zeigte, glaubte er, dass dies eine Szene aus einem Spielfilm sei. Der Patient konnte sich allerdings gut an seine Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend erinnern. Der Hippokampus und die angrenzenden Bereiche gehören auch zu den ersten Gehirn-Regionen, in denen bei einer Alzheimer-Krankheit die giftigen Eiweiß-Ablagerungen entstehen, die zum Tod von Nervenzellen führen. Das ist der Grund für das "große Vergessen" bei Alzheimer.