International Cancer Genome Consortium (ICGC)




Weltweit sterben jedes Jahr etwa 7,9 Millionen Menschen an Krebs, mehr als 11 Millionen erkranken jährlich neu. Experten gehen davon aus, dass diese Zahl im Jahr 2030 auf 16 Millionen Menschen ansteigen wird, da Krebs eine Erkrankung ist, von der insbesondere ältere Menschen betroffen sind und es immer mehr ältere Menschen gibt.

Entstehung und weiterer Verlauf einer jeden Krebserkrankung sind auf genetische Veränderungen in den für die jeweilige Krebsart spezifischen Körperzellen zurückzuführen, die daraufhin zu Tumorzellen werden. Seit längerer Zeit wird weltweit an der Identifizierung und Charakterisierung von Onkogenen, Tumorsuppressorgenen und den molekularen Signalwegen intensiv geforscht. Das Verständnis der molekularen Zusammenhänge bei der Krebsentstehung lieferte bereits die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger Therapeutika für die Behandlung einzelner Krebserkrankungen.

2008 startete das Internationale Krebsgenom-Konsortium (ICGC, http://icgc.org) mit einem sehr ehrgeizigen biomedizinischen Forschungsvorhaben: im Rahmen des ICGC sollen mindestens fünfzig Tumorarten möglichst umfassend molekular analysiert werden. Insbesondere sollen auch Biomarker identifiziert werden, die frühere und präzisere Diagnosen ermöglichen. Das Ziel der Wissenschaftler ist, neue nebenwirkungsarme Therapieansätze für die individuellen Krebserkrankungen zu entwickeln.

Wegen der Notwendigkeit der Verfügbarkeit immenser Daten- und Materialsammlungen ist ein solches Unternehmen nur durch die weltweite Bündelung von Ressourcen, Expertisen und Kapazitäten realisierbar. Unterschiedliche Forschergruppen aus 18 Ländern sind derzeit an dem ICGC-Vorhaben beteiligt.

In Deutschland koordiniert Prof. Dr.Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg seit Ende 2009 ein Teilprojekt des ICGC, das PedBrain Tumor-Projekt (http://icgc.org/icgc/cgp/62/345/822). Prof. Lichter leitet auch den NGFN-Plus Verbund „Brain Tumor Network“. Neben dem DKFZ sind das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), die Universität Heidelberg, das European Molecular Biology Laboratory (EMBL), das Universitätsklinikum Düsseldorf und das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin an dem PedBrain Projekt beteiligt. Das PedBrain Tumor-Projekt hat zum Ziel, die molekulargenetischen Ursachen der beiden häufigsten Hirntumoren bei Kindern, dem Medulloblastom und dem pilozytischen Astrozytom, systematisch zu analysieren.

Mit den bundesweiten Forschungsverbünden zu den wichtigen Krebsarten Prostatakrebs und Maligne Lymphome beteiligen sich seit Mitte 2010 auch zwei weitere deutsche Projekte am Internationalen Krebs Genom Konsortium. Der ICGC-Forschungsverbund Prostatakrebs (http://icgc.org/icgc/cgp/70/345/53039) wird am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Universitätsklinikum und der Martini-Klinik in Hamburg-Eppendorf (UKE) koordiniert. Sprecher des Verbundes ist Prof Dr. Holger Sültmann, der auch den NGFN-Plus Verbund Prostatakrebs koordiniert. Ziel des ICGC-Verbundes ist es, die vollständigen Genome von Prostatatumoren von Männern unter 50 Jahren sowie von Kontrollgeweben zu entziffern. Die Forscher möchten mit dieser Mammutaufgabe eine Karte aller genetischen Veränderungen beim Prostatakrebs erstellen.

Prof. Dr. Reiner Siebert (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) ist Sprecher des ICGC-Verbundes Maligne Lymphome (http://icgc.org/icgc/cgp/64/345/53049; er ist zudem Projektleiter in NGFN-Plus. In dem Forschungsverbund haben sich die sechs deutschen Referenzzentren für Hämatopathologie mit ihren Gewebesammlungen, die großen deutschlandweiten Studiengruppen zur Behandlung von Keimzentrums-B-Zell-Lymphomen im Kindes- (NHL-BFM) und Erwachsenenalter (GLSG, EuMCL, DSHNHL, NLLLN) sowie international ausgewiesene Wissenschaftler im Bereich der Genetik von Krebserkrankungen zusammengeschlossen. Sie wollen tumorspezifische Genveränderungen bei Keimzentrums-B-Zell-Lymphomen identifizieren. Die systematische Datensammlung innerhalb des ICGC-Verbundes stellt den Ausgangspunkt dar, um in zukünftigen unabhängigen Untersuchungen auch die klinische Bedeutung wiederkehrender Genveränderungen in Therapiestudien zu analysieren.

Die Deutsche Krebshilfe e. V. und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördern die deutsche ICGC-Beteiligung über fünf Jahre mit insgesamt 15 Millionen Euro. Das BMBF ergänzt damit seine im Rahmen des Programms der medizinischen Genomforschung  des NGFN laufenden Aktivitäten und baut diese im Sinne einer verstärkten internationalen Vernetzung aus.