NGFN-PLUS

Endophänotypisierung alkoholabhängiger Patienten mit fMRT: Genetische Modulation und Behandlungsresponse

Leitung:    Prof. Dr. med. Andreas Heinz                                                               
Institut: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
Homepage: www.charite.de/psychiatrie
Die Alkoholabhängigkeit ist bis zu 50% genetisch bedingt und weist relativ hohe Rückfallquoten auf. Um neue Therapieansätze zu schaffen, ist ein erweitertes Verständnis der genetischen und biologischen Grundlagen eine absolute Voraussetzung. Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, auf welche Weise genetische Variationen das Risiko einer Alkoholabhängigkeit erhöhen. Daher erforschen wir mithilfe der funktionellen Kernspintomographie spezifische Hirnprozesse, die von der Alkoholabhängigkeit beeinflusst sind, bei 200 Alkoholabhängigen und 240 gesunde Vergleichspersonen.
Bislang konnten Hirnmechanismen identifiziert werden, die ein vermindertes Rückfallrisiko bei Alkoholabhängigen kennzeichnen: geringerer Verlust der Hirnsubstanz (Beck et al. 2012; Charlet et al. 2013), verstärkte Verbindung zwischen dem hirneigenen Belohnungszentrum und der Amygdala beim Anblick von Alkoholbildern (Beck et al. 2012), verstärkte Aktivierung emotionsrelevanter Hirnstrukturen beim Betrachten negativer Gesichtsausdrücke (Charlet et al. 2013), und die kompensatorische Aktivierung von Hirnareale bei schwierigen Aufgaben (Charlet et al. 2013). Diese Befunde deuten auf Faktoren hin, die Patienten in ihrer Rückfallresistenz stärken, wie a) ein erhöhtes „Warnsignal“ beim Betrachten von Alkohol (Beck et al. 2012), b) eine verstärkte Emotionskontrolle in sozialen Stresssituationen (Charlet et al. 2013), und c) eine flexible Hirnaktivierung, um anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen (Charlet et al. 2013). Bei der ‚Reizreaktivität’ untersuchten wir Reaktionen Alkoholabhängiger auf Alkoholreize und identifizierten Gehirnareale, die mit der unmittelbaren Aufmerksamkeitszuwendung auf Alkoholika (Vollstädt-Klein et al. 2012) und mit erfolgreichen Therapieprozessen (Vollstädt-Klein et al. 2011) verbunden sind. Weiterhin entwickelten wir ein Paradigma zur Versuchungsresistenz bei Alkoholabhängigen, das die kortikale Kontrolle des Belohnungssystems aktiviert (Wimmer et al. 2012).
Hinsichtlich spezifischer Risiko-Gene konnten wir individuelle Variationen im GATA4-Gen mit dem Rückfallrisiko der alkoholabhängigen Patienten in Beziehung setzen, die hier über neuronale Veränderungen in der Amygdala, einem wichtigen Emotionssystem des Gehirns, wirken (Kiefer et al. 2010).
In weiteren Analysen planen wir Risiko-Gene und deren Einflüsse auf die genannten Hirnmechanismen zu untersuchen. Zukünftig könnte dieses Wissen zu neuen, effektiveren Therapien führen.
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