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Neue Genvarianten für Adipositas identifiziert

Verschiedene genetische Varianten zeigen eine Assoziation zu Adipositas bei Erwachsenen und bei schwerer Adipositas im Kindesalter. Ein Forscherteam der Universität Duisburg-Essen hat nun gemeinsam mit Kollegen aus aller Welt zwei neue Erbanlagen für früh-manifeste Adipositas entdeckt. Die Meta-Analyse umfasste 14 Studien, inklusive der aus Essen; es flossen genetische Daten von 5.530 adipösen Kindern und Jugendlichen (BMI ? 95. Perzentile des ‚body mass index‘ = BMI) und von 8.318 normalgewichtigen Kontrollen (BMI < 50. Perzentile) europäischer Herkunft ein. Es wurden zwei neue Genorte identifiziert, die genomweit signifikant (p-Werte < 5 x 10-08) mit früh manifester Adipositas assoziiert sind. Einer liegt nahes des Gens OLFM4 (Olfactomedin 4 Gen) auf Chromosom 13q14 (rs9568856; P = 1,82 × 10-09; Odds Ratio (OR) = 1,22) und das andere innerhalb des Gens HOXB5 (Homeobox B5 Gen) auf Chromosom 17q21 (rs9299; P = 3,54 × 10-09; OR = 1,14). Beide Genorte zeigten auch Assoziation zu extremer Adipositas im Kindesalter, wie sich u.a. durch die Analyse der Studiengruppe aus Essen heraus stellte. „Es zeigte sich zudem, dass die entdeckten Erbanlagen auch bei Erwachsenen für das Körpergewicht relevant sind“, erklärt Privatdozentin Dr. Anke Hinney. Die Molekulargenetikerin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters ist mit Klinikdirektor Prof. Dr. Johannes Hebebrand und Privatdozent Dr. André Scherag vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie den gewichtigen Erbanlagen auf der Spur. „Zu einer starken Gewichtszunahme kommt es erst durch die Kombination mit weiteren Genvarianten beziehungsweise Umweltfaktoren, wie hochkalorischer Ernährung und mangelnder Bewegung.“ ergänzt Scherag. Was haben nun adipöse Menschen davon, dass immer mehr Genvarianten entdeckt werden? „An die Entschlüsselung der biologischen Mechanismen knüpfen wir die Hoffnung, Therapien für Menschen mit Übergewicht verbessern zu können“, sagt Professor Hebebrand. Er koordiniert auch das Adipositas-Netz, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.

Originaltitel der Publikation:
A genome-wide association meta-analysis identifies new childhood obesity loci. Bradfield et al., Nature Genetics 2012 Apr 8. doi: 10.1038/ng.2247

Weitere Informationen:
PD Dr. Anke Hinney
Tel. 0201/959-7025
anke.hinney@uni-due.de