Geschichte der Genomforschung
1865 
entdeckt der österreichische Mönch Gregor Mendel durch systematische Kreuzungsversuche bei Bohnen und Erbsen die grundlegenden Gesetze der Vererbung.


1869
isoliert der Schweizer Pathologe Friedrich Miescher DNA aus den Kernen weißer Blutzellen und bezeichnet sie als "Nuklein".


1884-88
Oscar Hertwig, Eduard Strasburger, Albrecht von Kölliker und August Weismann identifizieren unabhängig voneinander den Zellkern als Ausgangspunkt der Vererbung.


1902

Walter Sutton stellt die These auf, dass Mendels Vererbungsfaktoren auf den Chromosomen lokalisiert sind.


1909

Der dänische Biologe Wilhelm Johannsen verwendet erstmals die Bezeichnung "Gen", um die Vererbung eines bestimmten Merkmals zu bezeichnen.


1910

Thomas Hunt Morgan entdeckt die Position verschiedener Gene auf den Chromosomen bei der Fruchtfliege Drosophila.


1944

Oswald T. Avery, Colin M. MacLeod und Maclyn McCarty weisen nach, dass die DNA Träger der Erbinformation ist.


1950

Erwin Chargaff findet heraus, dass vier Bausteine der DNA, die Basen, in bestimmten Verhältnissen zueinander vorliegen. Dabei bilden Adenin und Thymin sowie Cytosin und Guanin jeweils ein Paar. Er schafft damit eine der Voraussetzungen für die Aufstellung des DNA-Doppelhelix-Modells.


1951

Rosalind Franklin gelingen die ersten Röntgenstrukturaufnahmen von DNA-Kristallen. Ihre exzellenten Aufnahmen sind die Basis für das DNA-Doppelhelix-Modell von Watson und Crick.


1953

ermitteln James Watson und Francis Crick die Doppelhelix-Struktur der DNA.


1965

Auf der Grundlage der Arbeiten von Marshall Nirenberg gelingt es Heinrich Mathaei und Severo Ochoa den genetischen Code zu entschlüsseln: Jede der 20 Aminosäuren wird durch drei Basen-Buchstaben der DNA definiert.


1977

Eine leistungsfähige Methode zur DNA-Sequenzierung wird von Walter Gilbert, Allen Maxam und Frederick Sanger entwickelt.


1982

In den USA kommt das erste gentechnisch hergestellte Medikament auf den Markt: Insulin für Zuckerkranke.


1983

Revolution in der Molekularbiologie: Kary Mullis entwickelt ein Verfahren um DNA im Labor zu vermehren (die Polymerase-Kettenreaktion, engl. Abkürzung: "PCR").


1986

Das erste Gen, das für eine Erbkrankheit verantwortlich ist, wird gefunden. Es handelt sich dabei um ein defektes Gen auf dem X-Chromosom, das Ursache für Muskelschwund ist.


1988

In den USA und in Japan wird beschlossen, das menschliche Genom zu entschlüsseln.


1990

Start des öffentlichen internationalen Humangenomprojekts (HGP) der Human Genome Organisation (HUGO). Ziel ist die vollständige Entzifferung des menschlichen Genoms bis 2005. Das staatliche Projekt wurde zunächst von James Watson und ab 1993 von Francis Collins geleitet.

1992

Craig Venter gründet das private Forschungsinstitut TIGR („The Institute of Genomic Research“).


1995

Erstmals wird das Genom eines Bakteriums (Haemophilus influenza) vollständig sequenziert.


1995

Deutschland schließt sich mit dem Deutschen Humangenomprojekt (DHGP) dem internationalen Humangenomprojekt (HGP) an.


1996

Das erste Genom eines komplexen Organismus, der Bäckerhefe, wird entschlüsselt.


1997

Das Klonschaf Dolly, das erste Säugetier, das aus dem Erbgut eines erwachsenen Tieres geklont worden ist, wird geboren. Es muss 2003 wegen einer Virus-Krankheit eingeschläfert werden.


1998

Das Genom des ersten mehrzelligen Organismus, des Fadenwurms Caenorhabditis elegans, wird entschlüsselt.


1998

Pal Nyren und Mostafa Ronaghi aus Schweden entwickeln die Pyrosequenzierung, ein Hochdurchsatzverfahren, mit dem sich die DNA viel schneller und billiger sequenzieren lässt als mit der Methode nach Sanger.


1999

Im Dezember wird die Sequenz von Chromosom 22 komplettiert. Es ist das erste menschliche Chromosom überhaupt, dessen Sequenz vollständig bekannt ist.


2000

Das Chromosom 21 wird vollständig sequenziert, wodurch die Möglichkeiten zur Erforschung der Auswirkungen einer Trisomie 21 wachsen.


2000

Craig Venter und Francis Collins geben die Entschlüsselung des menschlichen Genoms bekannt.


2000

Das Genom der Fruchtfliege Drosophila melanogaster ist entschlüsselt.


2001

Die Schätzung der Anzahl menschlicher Gene wird von 100.000 auf 30.000-40.000 nach unten korrigiert.


2001

HUGO und Craig Venter stellen Karten des menschlichen Genoms vor, in denen die vor mehr als einem Jahr entschlüsselten Daten richtig zusammengesetzt sind.


2001

Gründung des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) in Deutschland.Ziel ist die systematische Suche nach krankheitsauslösenden Genen.


2002

Das Genom der Maus ist komplett sequenziert.

2003

Das menschliche Genom gilt als vollständig entschlüsselt und das Humangenomprojekt offiziell als beendet.


2003

Start der ENCyclopedia Of DNA Elements (ENCODE) durch das US-amerikanische National Human Genome Research Institute (NHGRI). Ziel des Projekts ist, alle funktionellen Elemente des menschlichen Genoms sowie das Transkriptom zu identifizieren und zu charakterisieren. 


2005

Das Genom des Schimpansen ist sequenziert. Die Übereinstimmung mit dem menschlichen Genom liegt bei rund 96 Prozent.


2008

Start von NGFN-Plus und NGFN-Transfer im Programm der Medizinischen Genomforschung, gefördert durch das BMBF


2008

Start des 1.000 Genome Projekts


2008

Deutliche Kostenreduktion für Sequenzierungen durch "Next Generation Sequencing"-Plattformen


2008

Start des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums (ICGC): im Rahmen des ICGC sollen mindestens fünfzig Tumorarten möglichst umfassend molekular analysiert werden


2009

Deutschland schließt sich mit drei Projekten dem Internationalen Krebsgenom-Konsortium (ICGC) an: systematische Analyse von Hirntumoren bei Kindern, Prostatakrebsgenomen und Malignen Lymphomen


2010

Das 1000 Genomes Project Consortium publiziert Pilot paper in Nature


2012

Ergebnisse des ENCODE Projekts werden in Nature, Science und anderen Journalen veröffentlicht: mehr als 4 Millionen regulatorische Regionen im menschlichen Genome wurden kartiert