Geschichte und Entwicklung des Nationalen Genomforschungsnetzes

Die systematische Entschlüsselung des menschlichen Genoms begann 1990 im Rahmen des Humangenomprojekt (Human Genome Project, HGP) durch einen internationalen Verbund aus Forschern. Die Forschungsfinanzierung erfolgte durch die öffentliche Hand.
Im Jahr 1995 wurde das  Deutsche Humangenomprojekt (DHGP) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf den Weg gebracht, dessen beispielloses Förderkonzept die Etablierung eines leistungsfähigen Kooperationsnetzes von Forschern in der deutschen Humangenomforschung bewirkte. Dies führte zum Aufbau gut organisierter Forschungs- und Servicestrukturen und zum Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Industrie.

Basierend auf diesen Erfolgen und Strukturen wurde 2001 vom BMBF das Nationale Genomforschungsnetz (NGFN) gegründet. Die Leistung des NGFN war und ist es, Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenzubringen, um den genetischen Ursachen verbreiteter Volkskrankheiten auf den Grund zu gehen. Mediziner, Naturwissenschaftler und Informatiker arbeiten im NGFN in Kliniken, Universitäten und Großforschungseinrichtungen in ganz Deutschland eng zusammen. Ziel ist, Gene zu identifizieren, die an der Entstehung von Herz-/Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems, Infektionen und Entzündungen sowie umweltbedingten Erkrankungen beteiligt sind.

Diese intensive Kooperation von Wissenschaftlern aller relevanten Fachrichtungen ist in diesem Umfang "international wegweisend". Dies bestätigte eine internationale Expertenkommission schon im Frühjahr 2003. Sie bescheinigte auch, dass das NGFN für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Gebiet der Krankheitsbekämpfung "von größter Bedeutung" sei.
Diese Erfolge legten den Grundstein für die 2. Förderphase des NGFN als "NGFN-2" von 2004-2008.

In den ersten beiden Förderphasen von 2001-2008 gelang es NGFN-Forschern bereits, Gene und Mechanismen zu identifizieren, die für eine Vielzahl von Krankheiten relevant sind.

Um diesen Erfolg durch weitere gezielte Forschungs- und Fördermaßnahmen auszubauen, befindet sich das Nationale Genomforschungsnetz nun seit Mitte 2008 in seiner dritten Förderphase, im neu etablierten „Programm der Medizinischen Genomforschung“. Das Programm besteht aus den aufeinander abgestimmten Förderschwerpunkten NGFN-Plus und NGFN-Transfer. Darüber hinaus ist es an mehreren internationalen Projekten beteiligt: "1.000-Genomes-Project""Genomik und Pathophysiologie von Herz-Kreislauf- und metabolischen Erkrankungen" sowie "International Cancer Genome Consortium".

Im Schwerpunkt NGFN-Plus forschen Wissenschaftler mit grundlagenorientierter molekularbiologischer Kompetenz und solche mit klinisch-medizinischer Expertise in 26 interdisziplinären Verbünden. Ziel ist es, das grundlegende Verständnis der Ursachen von Volkskrankheiten unter klinischer Ausrichtung zu erweitern. Hierdurch sollen Ansatzpunkte für die Entwicklung innovativer Verfahren und Produkte für die Diagnose und Therapie der Krankheiten geschaffen werden.
Der zweite Förderschwerpunkt, NGFN-Transfer, ergänzt diese Forschung durch die gezielte Förderung der Verwertbarkeit der Forschungs-Daten für die Diagnostik und Therapie. In 8 Innovationsallianzen wurden forschende Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zusammengebracht, um in enger Zusammenarbeit marktrelevante und transfertaugliche Innovationen gemeinsam weiter zu entwickeln.