NGFN-PLUS

Genomweite Assoziationsanalyse zur Identifikation von Genen für eine Anfälligkeit für Migräne mit Aura

Leitung:    Prof. Dr. med. Christian Kubisch
Institut: Institut für Humangenetik, Universitätklinik Ulm
Homepage: www.uniklinik-ulm.de
Die häufigen Formen der Migräne - Migräne mit Aura (MA) und Migräne ohne Aura (MO) – sind komplexgenetische, periodisch auftretende Erkrankungen des Zentralnervensystems, die durch eine gestörte Erregbarkeit der Nervenzellen gekennzeichnet sind. Mit einer sehr hohen Lebenszeitprävalenz von etwa 15 % stellt die Migräne ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit dar und gilt als diejenige neurologische Erkrankung, die in Europa die höchsten Kosten verursacht. Im Unterschied zu monogenen Formen der Migräne, die wie viele Epilepsieformen durch Mutationen in Ionentransportproteinen verursacht werden, sind die molekularen Mechanismen der MA und MO bislang nicht bekannt. Das Hauptziel dieses Teilprojekts ist es daher, durch eine genomweite Assoziationsstudie (WGA) in einem großen und klinisch gut charakterisierten MA-Kollektiv erstmals Gene für eine Anfälligkeit für MA zu identifizieren. Die Ergebnisse mit der höchsten Signifikanz werden in einem mehrere Tausend MA-Patienten umfassenden Kollektiv eines internationalen Konsortiums zur Erforschung der genetischen Grundlagen der Migräne repliziert. Darüber hinaus werden wir unsere Ergebnisse auch in einem großen MO-Kollektiv untersuchen, in dem parallel eine WGA in unserem Konsortium und in der internationalen Initiative durchgeführt wird. Dies ermöglicht die gemeinsame Analyse der Daten und liefert genauere Erkenntnisse darüber, welche genetischen Faktoren bei beiden Migräneformen oder aber nur bei MA oder MO eine Rolle spielen. Da überzeugende klinische, pharmakologische und genetische Daten dafür sprechen, dass sich die molekularen Mechanismen der Migräne und der Epilepsie (als der anderen häufigen, periodisch auftretenden und durch eine neurale Übererregbarkeit charakterisierten Störung) überschneiden, werden wir in diesem Konsortium auch unsere besten WGA-Ergebnisse bei Epilepsie prüfen und umgekehrt. Replizierte Gene für eine Anfälligkeit gegenüber MA werden mittels in-vivo- und in-vitro-Modellen untersucht, um die Pathogenese der MA weiter aufzuklären und um herauszufinden, welche molekularen Netzwerke bei Migräne und bei der Regulierung der Erregbarkeit des Gehirns allgemein involviert sind. Diese biochemischen, elektrophysiologischen bzw. molekularen Follow-up-Untersuchungen erfolgen in Zusammenarbeit mit anderen Teilprojekten unseres Netzwerks.