NGFN-PLUS

The Bonn MR Centre

Leitung:    Dr. Hartmut Engels
Institut: Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Bonn
Homepage: humangenetics.uni-bonn.de/
Geistige Behinderung bzw. mentale Retardierung (MR) betrifft etwa 2% der Bevölkerung. Bei ca. 50% der Patienten kann bisher keine erklärende Diagnose gestellt werden. Durch neue, genomweite Untersuchungsmethoden wurde festgestellt, dass in mindestens 15% der Fälle die MR durch bestimmte, sehr kleine Chromosomenstörungen verursacht wird. Es handelt sich um Verluste (Deletionen) oder Zugewinne (Duplikationen) sehr kleiner Chromosomenabschnitte. Diese sind zu klein, um mit mikroskopischen Methoden festgestellt werden zu können und werden deshalb als „submikroskopische“ Kopienzahlveränderungen (engl.: copy number changes / CNC) des Genoms bezeichnet.
In Bonn wird seit 1999 an der Erforschung solcher submikroskopischer CNC gearbeitet. Dazu wurden die klinisch gut charakterisierten Patienten des Untersuchungskollektivs zunächst nur auf CNC in der Nähe der Chromosomen-Enden untersucht. Durch methodische Weiterentwicklungen wurden Genom-weite Untersuchungen möglich, zunächst durch die sogenannte array-CGH und – in Bonn seit 2007 - mit den noch höher auflösenden SNP arrays.
Ziel des Teilprojektes 5 (The Bonn MR Centre) ist die Identifizierung von Kandidatengenen für MR durch den Nachweis und die Untersuchung von submikroskopischen CNC. Das Kollektiv umfasst z. Zt. 230 gut charakterisierte Patienten mit unerklärter MR, die oft auch Dysmorphiezeichen oder Fehlbildungen aufweisen. Es wird im MRNET weiter vergrößert.
In mindestens 160 Patienten sollen CNC durch hochauflösende SNP arrays der Firma Illumina identifiziert werden (gemeinsam mit dem Department of Genomics; Life & Brain Center; Universitätsklinikum Bonn). Durch die arrays werden aber nicht nur MR-verursachende CNC festgestellt. Die allermeisten CNC sind nicht ursächlich für die MR, denn CNC sind auch bei gesunden Menschen sehr häufig. Um die ursächlichen CNC zu ermitteln, wird z. B. in Genomdatenbanken überprüft, ob Gene betroffen sind und ob ein bestimmter CNC auch schon bei Gesunden gefunden wurde. CNC mit einer bestimmten Mindestgröße werden mit unabhängigen Methoden bestätigt und durch Analysen beider Eltern auf Familiarität untersucht. Ist der CNC des Patienten elterlich, liegt wahrscheinlich eine harmlose Variante vor. Innerhalb der ursächlichen CNCs werden Kandidatengene z. B. aufgrund ihrer Funktion identifiziert und weiter untersucht. Informationen über Klinik und CNCs interessanter Patienten werden unter den Teilprojekten zur gezielten Untersuchung ähnlicher Patienten ausgetauscht.



Weiterer relevanter Internet-Link:
German Mental Retardation Network