NGFN-PLUS

Spektroskopische Endophänotypisierung:  Genetische Regulierung und Behandlungsreaktion

Leitung:    Prof. Dr. Karl Mann                                                                               Prof. Dr. Jürgen Gallinat
Institut: ZI Mannheim                                                                                         Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité - Universitätsmedizin Berlin
Homepage: www.zi-mannheim.de/karl_mann
Durch Alkoholkonsum wird die Übertragung von Nervenimpulsen mittels Glutamat gehemmt. Dies kann die durch Alkohol bedingte Müdigkeit, Reaktionszeit Verlangsamung und Konzentrationsstörungen erklären. Bei chronischem Alkoholkonsum versucht das Gehirn dem entgegen zu steuern und verstärkt die glutamaterge Neurotransmission. Wird nun der chronische Alkoholkonsum beendet, so fällt die hemmende Alkoholwirkung weg und die hochregulierte glutamaterge Neurotransmission führt zu einer Übererregung des Gehirn, die sich in Alkoholentzugssymptomen wie Zittern, Schwitzen, Blutdruckerhöhung, epileptischen Anfällen und in schweren Fällen dem Delirium tremens äußert. Erneuter Alkoholkonsum kann durch seine hemmende Wirkung diese Entzugssymptome wieder reduzieren.
Durch eine Labilisierung des glutamatergen Systems können solche unangenehmen „hyperglutamatergen“ Zustände bei alkoholabhängigen Patienten auch in der Alkoholabstinenz auftreten. Ohne dass dies unbedingt bewusst wird, erinnert sich der Körper nun daran, dass Alkholkonsum diese Zustände lindern kann, was zu Verlangen nach Alkohol und ev. einem Alkoholrückfall führen kann.
Das Ausmaß der Beeinflussung des glutamatergen Systems durch Alkohol ist abhängig von verschiedenen genetischen Varianten, die in diesem Projekt SP14 bestimmt werden sollen. Um die genetische Variabilität in Beziehung zum tatsächlich im Gehirn vorhandenem Glutamat setzen zu können, wird das Glutamat bei alkoholabhängigen Patienten während des akuten Alkoholentzuges und nach 2 Wochen Alkoholabstinenz mittels MR-Spektroskopie gemessen. Dazu werden 160 alkoholabhängige Patienten und 160 Kontrollpersonen im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim und in der Psychiatrischen Klinik der Charite Berlin untersucht.
In Tierversuchen wurde gezeigt, dass erhöhte Glutamatlevel während des Alkoholentzuges durch eine Behandlung mit dem Medikament Acamprosat unterdrückt werden können und parallel hierzu Alkohol-Entzugserscheinungen vermindert werden. Individuen, die einen „Hyper-Glutamatergen-Status“ aufwiesen, sprachen am besten auf eine Acamprosatbehandlung an. Die in SP 14 eingeschlossenen Patienten werden nach der 2. MR-Spektroskopie mit Acamprosat behandelt. Nach 3 Monaten wird erfasst, welche Patienten rückfällig wurden. Damit kann die Hypothese überprüft werden, ob die MR-Spektroskopie eine geeignete Screeningmethode für einen „Hyperglutamatergen-Endophenotypen“ darstellt und damit eine individualisierte Therapie möglich wird. 






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